Ruhrorter Yacht-Club: Endstation im Eisenbahnbassin?

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Geschützte Liegeplätze im alten Eisenbahnhafen: Der Ruhrorter Yachtclub besteht sei über 100 Jahren. (Foto: RYC)

Seit mehr als 100 Jahren ist der Ruhrorter Yacht-Club (RYC) im sog. Eisenbahnbassin in Duisburg-Ruhrort beheimatet. Doch nun droht der traditionsreiche Verein sein Zuhause zu verlieren. 

Die Eigentümerin des Geländes, die Berliner Immobiliengesellschaft Squadriga Waterfront GmbH, hat den Pachtvertrag mit dem Club gekündigt – und verweigert lt. RYC-Vorstand bislang konstruktive Gespräche über eine langfristige Lösung. Eine Entwicklung, die nicht nur den Verein, sondern auch die Zukunft des gesamten Geländes infrage stellt.

Yachtclub prägt Ruhrorter Wassersport-Szene

Der Ruhrorter Yacht-Club prägt seit mehr als einem Jahrhundert das Bild des ehemaligen Eisenbahnhafens. Der 1920 als Kanusport Ruhrort gegründete Club ist mit seinen Steganlagen und Booten fester Bestandteil der lokalen Wassersportkultur. Als Bootsliegeplatz ist das Hafenbecken mit Anschluss an den Rhein kurz hinter der Ruhrmündung ideal und bietet geschützte Liegeplätze im Grünen. Und selbst im Winter bleiben die meisten Boote hier im Wasser. „Durch die Kühlwassereinleitung des benachbarten Kraftwerks friert das Wasser im Eisenbahnbassin nicht zu, selbst wenn knackiger Frost herrscht“, erklärt Dr. Gregor Meder, 1. Vorsitzender des Clubs.

Für die Zukunft hätte der Club konkrete Pläne und möchte die Attraktivität des Eisenbahnhafens mit seiner denkmalgeschützten Industriearchitektur, den Grünflächen und dem großen Biergarten auf den Rheinwiesen gegenüber aktiv verbessern und dort investieren. Dr. Gregor Meder: " Wir würden gerne unsere Clubanlagen modernisieren, um für Liegeplatzinhaber und Gäste ein attraktiver Anlaufpunkt zu sein, und auch die Voraussetzungen für das Umweltsymbol Blaue Flagge erfüllen. Doch dafür braucht es natürlich Planungssicherheit."

Der Ruhrorter Yachtclub würde gerne ins das Clubgelände investieren, Jugendarbeit fördern und strebt das Umweltsymbol "Blaue Flagge" an. Es fehlt aber die Planungssicherheit. (Foto: RYC)

Ungewisse Zukunft für den Traditionsclub

Doch nun droht dem Club die Zwangsräumung, sollte keine Einigung mit der Eigentümerin des Geländes erzielt werden. Dabei ist die Kündigung des Pachtvertrags zwischen den beiden Parteien umstritten: Trotz mehrfacher Bemühungen des Yacht-Clubs gab es seitens der Eigentümergesellschaft keine echten Verhandlungen, so der Vorstand des Clubs. Ein Treffen im Frühjahr 2024 wurde zwar zugesagt, fand aber nie statt. Stattdessen folgte die Kündigung mit der Drohung einer Räumungsklage.

Eigentümergesellschaft bleibt untätig

Schon bevor die Gesellschaft das Grundstück übernahm, hatten andere, inzwischen insolvente Immobiliengesellschaften hochfliegende Pläne der Bebauung. Allerdings war hier der Ruhrorter Yacht-Club immer auch Bestandteil der Planung. 

Die aktuelle Situation ist für die Vereinsmitglieder und auch allgemein besonders frustrierend, da sich die Squadriga Waterfront GmbH seit Jahren nicht um die Fläche kümmert, so der RYC in einer Pressemeldung. Heute sind die Grundstücke verwahrlost, die Ufer drohen einzustürzen. Jetzt scheint ein erneuter Weiterverkauf im Raum zu stehen. Sollte der Ruhrorter Yacht-Club nun weichen müssen, droht eine weitere Brachfläche in Ruhrort.

Der Club wurde 1920 als Kanusport Ruhrort gegründet und ist seit über 100 Jahren fester Bestandteil der Duisburger Wassersportkultur. (Foto: Archiv RYC)
Heute bietet das Eisenbahnbassin sichere Ganzjahres-Liegeplätze im Grünen. (Foto: C. Schneider)

Politische Unterstützung für den Yacht-Club

Der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir (SPD) hat sich klar hinter den Ruhrorter Yacht-Club gestellt. Er betont, dass die Fläche am Eisenbahnbassin für den maritimen Sport und die Freizeitgestaltung erhalten bleiben muss. "Wir sind froh, dass durch den Yacht-Club Leben im Hafenbecken ist, der ohne sichere Rechtsgrundlage große Kosten auf sich nimmt, das Hafenbecken nutzbar zu halten", erklärte Özdemir lt. der RYC-Meldung gegenüber dem Club. Daher werde man alle baurechtlichen Mittel nutzen, um eine Zukunft für den Verein zu sichern.

Auch der Vorsitzende des Clubs, Dr. Gregor Meder, zeigt sich kämpferisch: “Wir haben uns um das Eisenbahnbassin gekümmert, auf eigene Kosten Büsche zurückgeschnitten und Müll eingesammelt. Zudem wollten wir den Wassersport für Jugendliche in Ruhrort stärker fördern. Doch dafür brauchen wir einen sicheren Standort." Gerade vor diesem Hintergrund sei die Kündigung durch die Squadriga Waterfront GmbH besonders unverständlich, zumal deren Muttergesellschaft über die Sarias-Stiftung Jugendarbeit angeblich fördern wolle.

Kein fairer Vertrag in Sicht

Auch der aktuelle Aufstellungsbeschluss, der jetzt auch die Flächen des Ruhrorter Yacht-Clubs umfasst und die Flächen am Eisenbahnbassin der Nachhaltigkeit widmen will, hat offensichtlich nicht dazu geführt, dass der Immobilienkonzern mit dem Yachtclub ins Gespräch kommt. Das Angebot der Squadriga Waterfront GmbH an den Yacht-Club für einen neuen Pachtvertrag wirft jedenfalls Fragen auf. Der Vorschlag einer einjährigen Laufzeit mit einer Kündigungsfrist von lediglich einem Monat bietet dem Club jedenfalls keinerlei Planungssicherheit. Zudem soll der Club sich sofort der Kündigung unterwerfen, was einen Rechtsmittelverzicht bedeuten würde.

Der Club hatte seinerseits den Kauf des Grundstücks vorgeschlagen, um eine langfristige Lösung zu finden. Doch auch hier kam eine klare Absage: "Kein Interesse", hieß es von der Eigentümerseite.

Idyllische Abendstimmung mit Rheinblick - aber geht die Sonne für den RYC für immer unter? Die Mitglieder kämpfen um ein Morgen für ihren Club. (Foto: RYC)

Hoffnung ruht auf der Stadt

Letztendlich liegt die Hoffnung des Yacht-Clubs nun bei der Stadt Duisburg. Sollte es der Verwaltung gelingen, die Squadriga Waterfront GmbH doch noch an den Verhandlungstisch zu bringen, könnte eine nachhaltige Nutzung des Geländes gesichert werden. Denn laut aktuellem Aufstellungsbeschluss soll das Areal als Grünfläche genutzt werden – ein Punkt, der einen langfristigen Verbleib des Yacht-Clubs ermöglichen könnte.

Doch die Zeit drängt. Sollte keine Einigung erzielt werden, droht dem Ruhrorter Yacht-Club das Aus. Und mit ihm verschwindet nicht nur ein traditionsreicher Verein, sondern auch ein Stück maritimes Leben aus dem Hafen. Was dann bleibt, ist eine weitere verwahrloste Brache – ein Schicksal, das unbedingt verhindert werden muss.

DMYV unterstützt den Ruhrorter Yacht Club

Auch der Deutsche Motoryachtverband unterstützt seinen Mitgliedsverein: Präsident Frank Dettmering: "Das sind unsere Nachbarn und es ist einer der ältesten Bootsclubs im Binnenbereich, der sich in Duisburg seit über 100 Jahren für den Bootsport engagiert, und dafür mit der Sportplakette des Bundespräsidenten ausgezeichnet wurde. Es ist klar, dass wir hier Unterstützung anbieten." 

In der kommenden Woche will sich daher der Leiter des DMYV-Referates Raumordnung /Umwelt/ Infrastruktur und DMYV-Präsidiumsmitglied Helmut von Veen mit dem 1. RYC-Vorsitzenden Dr. Gregor Meder vor Ort in Ruhrort treffen, um die Sachlage zu erörtern und zu prüfen, wie der Bundesverband hier helfen kann.

https://ruhrorter-yachtclub.de/ 


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