„Mr. Motorboat“ Claus Breitenfeld ist verstorben

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Claus Breitenfeld war ein Urgestein des Motorbootsports in Deutschland und wurde als Mensch und Fachredakteur anerkannt und sehr geschätzt. (Foto: Archiv Breitenfeld)

Claus D. Breitenfeld, ein Urgestein des Motorbootsports, ist in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar nach kurzer, schwerer Krankheit auf seine letzte Reise gegangen.

Es sind diese Nachrichten, die man nicht lesen will, wenn man sein Tagewerk beginnt. Zum Beginn der boot Düsseldorf dachte ich noch an Claus. Eigentlich hätte er es sich nicht nehmen lassen, wenigstens einen Tag einmal auf der Messe vorbeizuschauen, um ein paar Hände zu schütteln, und zu sehen, was es Neues gibt in der Motorboot-Szene.

Ende Dezember hatten wir noch telefoniert – doch da war er bereits von der Krankheit gezeichnet. Jetzt, nur wenige Wochen später, ist Claus verstorben. Mit Claus D. Breitenfeld verliert der motorisierte Wassersport einen leidenschaftlichen Motorbootfahrer und Vollblut-Fachjournalisten und ich einen großartigen ehemaligen Kollegen und beruflichen Weggefährten.

Motorbootfahrer aus Leidenschaft

Eine feste Größe im Redaktionsteam des Magazins WasserSport, aus dem später das Motorboot Magazin wurde– dem offiziellen Mitteilungsblatt des Deutschen Motoryachtverbands im damaligen SVG-Verlag – war Claus D. Breitenfeld über viele Jahre. Er stellte den Kontakt zwischen dem Verleger Hermann Hell und dem DMYV her, und legte so den Grundstein für die langjährige Zusammenarbeit.

Groß, kräftig und breit grinsend kam er mir seinerzeit auf der boot Düsseldorf 2011 bei unserem ersten Zusammentreffen entgegen und begrüßte mich mit kräftigem Handschlag. Er, ein alter Haudegen der Szene - ich, der frisch gebackene Redakteur der WasserSport. Am Ende der Messe hatten wir manchen Schnack miteinander, manche Yacht zusammen begutachtet, und auch ein paar Bier zusammen gezischt. Beiderseitiges, augenzwinkerndes Fazit des Kennenlernens: „Wir werden viel Spaß zusammen haben“. Das hatten wir! Und ich habe viel von ihm gelernt.

Motorboot fahren war seine Leidenschaft. Ob Stahlverdränger, Offshore-Powerboat, Familienkreuzer oder Angelboot – solange ein Motor den Vortrieb brachte, war Claus in seinem Element. In jungen Jahren stieg er selbst ins Rennboot, die Eigenschaften eines Bootes erkannte er spätestens nach dem Einkuppeln des Getriebes auf den ersten Metern, oder schon nach einem Blick über den Rumpf. Technisch war er immer auf der Höhe der Zeit und interessiert an dem, was es Neues gab. Oft war er selbst einer der Ersten, die technische Neuheiten ausprobierten, um dann darüber zu schreiben.

Ob Still- oder Rauwasser, ob gemütlich mit dem Verdränger über holländische Kanäle oder mit über 200 km/h im Powerboat über den Rhein, ob im Sportcruiser auf dem Mittelmeer oder im Pontonboot an Floridas Küsten – Claus Breitenfeld war im wahrsten Sinne – in Sachen Motorboot „mit allen Wassern gewaschen“. Hier machte ihm keiner etwas vor. Hunderte Boote hatte er über die Jahre gefahren. Allein im SVG-Verlag waren ca. 450 Bootstests aus seiner Feder archiviert.

Vollblut-Fachjournalist

Als ehemaliger Chefredakteur des damaligen Motorboot-Magazins „Stander“ kannte Claus nicht nur die ganze Branche, er war auch Vollblutjournalist und Presseprofi. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk, druckreif, bestückt mit aussagekräftigen eigenen Fotos und immer in seiner unnachahmlichen „Breitenfeld-Schreibe“ lieferte Claus ab: Monat für Monat, Ausgabe um Ausgabe, Jahr um Jahr – Bootstests, Reportagen, Portraits, Meldungen...

Claus Breitenfeld mit seinem Freund und Kollegen Horst Witte waren als eingespieltes Duo auf den Bootsmessen in Deutschland und Holland nicht wegzudenken. Gemeinsam besuchten sie Werften und Händler und hielten für den Verlag Kontakt zur Branche. „Bootstest im Magazin? Klar – aber nur wenn Claus Breitenfeld kommt!“ – Eine Aussage, die nicht selten von den Werften und Bootshändlern kam, denn auch die wussten: Hier kommt ein Fachmann und ein Journalist, der weiß, worum es geht. Seine Berichte und Artikel wurden in zahlreichen Fachmagazinen wie Stander, MotorBoot Magazin (ex WasserSport) und Internationale Bodensee Nachrichten (IBN) u.a. veröffentlicht. 

Ich grinste mir schon immer eins, wenn es darum ging, mit Claus eine Recherche zu besprechen, denn der Ablauf war immer derselbe: Ein kurzer Anruf und meine Beschreibung des Jobs. Dann folgte die typische Breitenfeld-Ansage: „Ach… das ist doch alles scheixx…“ Claus nahm nie ein Blatt vor den Mund und war immer geradeaus. Es folgte eine raue Schimpfkanonade und eine Reihe von Flüchen und eine Beschreibung dessen, was den Job aus seiner Sicht überflüssig, unterbezahlt und sowieso viel zu anstrengend machte. Dann kam: „OK – wo liegt der Kahn… au weia, das ist weit… wann brauchst Du das? Na, irgendwie kriege ich das hin…!“

Am Ende startete er, wenn es sein musste, schon morgens um 4.00 Uhr, um pünktlich vor Ort zu sein. Nur Tage später man hatte Text und Bilder i.d.R. schon eine Woche vor dem avisierten Abgabetermin. Messerscharf ausformuliert, in Länge und Umfang auf den Punkt, Fotos fertig bearbeitet, Bildunterschriften anbei, „mundgerecht“ für die Grafik und druckfertig. Auf Claus Breitenfeld war Verlass.

Für mich und den Verlag war Claus Breitenfeld eine feste Bank im Job. Für die Leser und Mitglieder im DMYV war der Name Claus D. Breitenfeld eine feste Größe und ein Synonym für objektive Fachkompetenz und klare Aussagen rund ums Motorboot, die Branche und den motorisierten Wassersport.

Auch privat hatten wir Anknüpfungspunkte: Das Motorrad fahren und seine klassische Harley Davidson war nicht selten ein Thema abseits des Beruflichen. Und wenn er über seine Familie und die Kinder sprach, erkannte man schnell: Unter der manchmal rauen Schale steckt ein feiner Kerl.

Zu einem Geburtstag von Claus schrieb ich mal eine kleine Glosse über ihn im Magazin unter der Überschrift: „Mr. Motorboat“. Nicht Wenige sprachen ihn auf den Messen bald darauf an. Ich kassierte dafür ordentlich Schelte von ihm - Eitelkeit und im Rampenlicht stehen, war seine Sache nicht. Doch während er mit mir schimpfte, grinste er. Dieser Titel – Mr. Motorboat – hat ihm eben doch gefallen.

Am 3. Juni dieses Jahres wäre Claus Breitenfeld 78 Jahre alt geworden. Die Nachricht von seinem Tod kommt plötzlich und viel zu früh. Mit Claus Breitenfeld verliert der Motorbootsport einen Fachmann, ein Urgestein, ein Original. Ehrlich, gerade, authentisch. Oder - wie es ein Bekannter aus der Bootsbranche formulierte: „Ein super Typ!“

Gute Reise, Claus! Leg die Hebel auf den Tisch auf dem Weg in den himmlischen Hafen. Deine Arbeit wird hier auf Erden weiterhin zu lesen und als breites Kielwasser Deines Wirkens zu sehen sein.

Christian Schneider


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